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Bopfingen

Foto: RTF.1
Der Ipf von Bopfingen - Exkursionen & Ausflüge zum hallstattzeitlichen Fürstensitz

Auffällig liegt er in der Landschaft - der Ipf, der Hausberg von Bopfingen im Umfeld des Nördlinger Rieses. Geologisch ein Zeugenberg, zeugt sein planiertes Gipfelplateau vom keltischen Fürstensitz der Hallstattzeit. Wanderer werden mit hervorragender Aussicht auf Albanstieg und Albvorland bis ins Nördlinger Ries belohnt. Jüngst wurde der Ipf vom Land in ein neues Kulturkonzept rund um bedeutende Keltenstätten in Baden-Württemberg aufgenommen.

Ein Gastbeitrag von Bernd Gerstenberger. 

Auffällig liegt er in der Landschaft – der Ipf, der Hausberg von Bopfingen im Umfeld des Nördlinger Rieses. Geologisch ein Zeugenberg mit einer Kappe aus harten Weißjura-Gesteinen (Unterer Massenkalk) im umgebenden Braunjura, welcher sich durch Erosion von der restlichen Schwäbischen Alb abgetrennt hat. Mit einer Höhe von 668m überragt er die ehemalige Reichsstadt Bopfingen um grob 200m. Von seinem eingeebneten Gipfelplateau hat man einen wunderschönen Blick auf den Albanstieg und den Albtrauf und, in der Gegenrichtung, über das Albvorland bis in das Nördlinger Ries. Jenes Nördlinger Riese, welches durch 14 Mio. Jahren durch einen Meteoriteneinschlag entstanden ist und heute die Schwäbische Alb und die Fränkische Alb trennt. Der Ipf ist hierbei der östlichste Ausleger der Schwäbischen Alb.

Von höchster Bedeutung für die Archäologie

Der Ipf ist damit ein geologisch sehr interessanter Berg, aber nicht nur. Er ist auch von höchster Bedeutung für die Archäologie. Denn hier war einer von mehreren keltischen Fürstensitzen der Hallstattzeit im südwestdeutschen Raum. Noch heute sichtbar sind auf seinem Gipfel die Wallanlagen, welche auf der flacheren Seite im Vorfeld des Plateaus angelegt wurden. Der gesamte Berg ist überzogen durch diese Wälle und Gräben, die bis in die späte Bronzezeit (Urnenfelderzeit) zurückreichen.

Nach der Bronzezeit kam die Eisenzeit und damit die Zeit der Kelten in Südwestdeutschland. Die Eisenzeit wird gegliedert in zwei Perioden: die Hallstattzeit (800 – 450 v. Chr.) und die jüngere Latène-Zeit (450 – 15 v. Chr.).

Der Ipf von Bopfingen ist ein hallstattzeitlicher Fürstensitz. Von diesen gab es mehrere in Südwestdeutschland: die Heuneburg, der Hohenasperg und der Münsterberg von Breisach sind ähnliche Beispiele von hallstattzeitlichen befestigten Siedlungen auf gut zu verteidigenden Erhebungen. Reiche Gräber umgeben häufig diese Burgen. Bei Osterholz am Fuße des Ipf wurden die Spuren von Großgrabhügeln und frühkeltischen Rechteckhöfen gefunden, welche Hinweise auf Eisenverhüttung und Handel mit dem Mittelmeerraum gaben. Offensichtlich gab es Regeln, wie man seine Zugehörigkeit zur herschenden Schicht unter Beweis stellen konnte. Auf praktisch allen Fürstensitzen treffen wir importierte Waren an, wie Keramik und Amphoren aus Griechenland. Der Genuss von Wein hatte wohl eine besondere Bedeutung. Auch beim Ipf fand man eine griechische Münze, Amphoren, eine schwarz-gefirnisste Trinkschale und rot-figurige Keramik aus Athen.

Plateau irgendwann weitgehend planiert

„Zu Anfang seiner Besiedlungsgeschichte war der Ipf auf seiner Höhe nicht flach wie heute. Im Lauf der Jahrhunderte wurden nach und nach die Randbereiche immer weiter aufgefüllt, bis dann irgendwann das Plateau weitgehend planiert wurde. Es spricht einiges dafür, dass diese letzte Umgestaltung in der Frühlatènezeit stattfand, in Verbindung mit dem Bau der unteren Mauer. Dem Reisenden von Osten hätte sich dann ein imposanter Anblick geboten: Der schon von Natur aus imposante Berg war durch die drei weißen Bänder der kalksteinverblendeten Pfostenschlitzmauern gegliedert, die so angelegt waren, dass sie beim Blick aus der Ferne in der Vertikalen den gleichen Abstand aufwiesen – ein eindrucksvolles Symbol von Macht und Reichtum." (Wikipedia, Ipf)-

Es waren keine friedlichen Zeiten. Die Spuren von mehreren Brandkatastrophen z.B. auf der Heuneburg bei Hundersingen oder die Beraubung viele Fürstengräber zeigen, dass die so genannten Fürsten gegeneinander Kriege geführt haben. Dabei wurde bei solchen Gelegenheiten auch die Gräber der Feinde geplündert, um diese zu demütigen. Einige Fürsten gewannen die Oberhand. Sie vergrößerten ihre Herrschaftsgebiete. Um 500 v. Chr. fanden sich die uns bekannten Herrschaftszeichen – Dolche, Wagen, Halsringe – nur noch im Umkreis in den Gräber der Fürstensitze, während sie vorher einer breiten Führungsschicht zustanden.

La-Tène-Zeit startet mit Völkerwanderung

In Süddeutschland kam es dann um 400 v. Chr. zu einer regelrechten Völkerwanderung, was zu einer gewissen Entvölkerung geführt hat. Es war der Beginn der La-Tène-Zeit. Fast alle im 5. Jh. neu angelegten Höhenburgen wurden jetzt aufgegeben. Viele sind bei Brandkatastrophen untergegangen. Ausgrabungen zeigen aus diesem Zeitraum Notbestattungen und es gibt sogar Zeichen von Kannibalismus.

Nur wenige Siedlungen können wir vom Ende des 4. bis in 1. Jh. verfolgen. Siedelte man in der Hallstattzeit bevorzugt auf Hügeln, Höhen, Traufen und Bergen, so ließ man sich seit der Zeit der Wanderungen vermehrt in den Flusstälern nieder, die ja auch die Hauptverkehrsadern waren, z.B. Manching in Bayern, das sich zu einem mächtigen Hauptort entwickelte. Bopfingen war ein eher ländliches Zentrum und blieb auf Dauer unbefestigt.

Vom Land ins Kelten-Kulturkonzept aufgenommen

Die Kelten gelten als die erste historisch erwähnte Kulturgruppe nördlich der Alpen und stehen damit am Anfang der schriftlichen Geschichte Mitteleuropas. Bei uns in Baden-Württemberg liegen einige der bedeutendsten Fundstätten. Diese Orte sollen vom Land in ihrer Bedeutung unterstützt werden. Dazu hat der Ministerrat von Baden-Württemberg 2019 den Startschuss für die Entwicklung eines neuen Kulturkonzepts gegeben.

Dadurch, so Kunststaatssekretärin Petra Olschowski, werde deutlich, dass schon vor mehr als 2000 Jahren in den unterschiedlichen Kulturstämmen die Grundlagen für ein gemeinsames Europa gelegt worden seien. Dieses kulturelle Erbe präge uns bis heute.

Eine interministerielle Arbeitsgruppe kümmert sich um die Umsetzung des Kulturkonzeptes:  Das Wirtschaftsministerium ressortiere den Denkmalschutz und damit die Archäologie, das Europa- und Justizministerium den Tourismus und die Federführung liege beim Wissenschaftsministerium.

Wanderungen, Exkursionen & Ausflüge

Freilichtanlage:

Im Jahr 2015 wurde eine Freilichtanlage mit der Rekonstruktion eines keltischen Fürstenhofes am Fuße des Ipf eröffnet.

Öffnungszeiten:

Der Ipf ist in der Regel durchgehend öffentlich zugänglich.

Wandern:

Rund um den Ipf stehen verschiedene Wanderwege zur Auswahl mit Strecken zwischen 4 und 25 Kilometern.

Den permanenten IVV-Wanderweg "Rund um den Ipf" haben die Wanderfreunde Schloßberg angelegt: Der Rundwanderweg ist 6 km lang und kann erweitert werden, wenn man bei der Streckentrennung auf den 10 km langen Rundwanderweg einbiegt. Der Weg um den Ipf ist ausgeschildert und wird IVV-DVV gewertet. Start 1 ist bei der Bäckerei Mayer am Marktplatz in Bopfingen.

Veranstaltungen am Ipf:

Die Stadt Bopfingen bietet auch im Jahr 2020 wieder verschiedene Führungen und Exkursionen an, die ganzjährig bei der Stadt gebucht werden können: Beispielsweise archäologische Ipf-Führungen, allgemeine Ipf-Führungen, und Veranstaltungen und Exkursionen zum Thema "Das Leben der Kelten am Ipf".

Weitere Veranstaltungen zum Thema Kelten:

Aktuelle Veranstaltungen von Keltenwelten

Aktuelle Veranstaltungen vom Förderverein Keltischer Fürstensitz Ipf e.V

Aktuelle Veranstatlungen von Teuta Opie.

Quellen:

Germanica – Unsere Vorfahren von der Steinzeit bis zum Mittelalter (2009) – Uta von Freeden, Sigemar von Schnurbei (Hrsg), Weltbild-Verlag.

Wikipedia – Eisenzeit, Bronzezeit

Geopark Ries: Ipf bei Bopfingen

Landesbildungsserver Baden-Württemberg

Verein Keltenwelten


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